Erasmus+ – Langzeitpraktikum für ausgelernte HEP´s
Erfahrungsbericht eines ehemaligen Schülers über sein dreimonatiges Praktikum in Österreich
Anfang März ging das Abenteuer los. Mit meinem vollgepackten Auto fuhr ich knapp acht Stunden in das idyllische Kärntnerland. Genauer gesagt nach Feldkirchen. Vorab hat ich alles geklärt und dennoch waren Zweifel und Sorgen da, wie es denn werden wird. Zum einen das Thema Covid und zum anderen Ich Chaot allein in Österreich. Aber schonmal vorneweg, dies verschwand recht schnell und ich genoss die Zeit zwischen Bergen, Seen und wundervollen sowie bereichernden Begegnungen. Dort angekommen lernte ich direkt meine Chefin kennen. Wir tauschten uns kurz aus und dann gab sie mir den Schlüssel für meine Wohnung. Am nächsten Tag stellte ich mich dem Team und vereinzelten Klienten der Tagesstruktur vor.
Die Einrichtung „Staberweg“ der Diakonie de La Tour ist entstand vor zwei Jahren zur Betreuung für Menschen im Autismus- Spektrum (ASS). Es ist einer der wenigen Einrichtungen in Kärnten und demnach sind die Plätze sehr nachgefragt. Aktuell können 15 KlientInnen in vier Gruppen tägliche von 8 bis 16 Uhr betreut werden. Es wird mit mehreren Methoden (PECS, TEACCH, usw.) gearbeitet und bestmöglich auf den Klienten eingegangen. Das tägliche Ziel ist es die Ressourcen sowie Kommunikation des Klienten zu fördern bzw. zu erhalten. Ein weiteres Ziel ist, dass die KlientInnen in ihren zum Teil Auto- und Fremdaggressiven Verhalten, frühzeitig erkannt und bestmöglich begleitet werden.
Meine Aufgabe war zunächst beobachten und mich mit den klar strukturierten Abläufen der Klienten vertraut zu machen. Außerdem war es für mich komplettes Neuland und ich kannte die Arbeit mit Menschen im ASS bisher nur über die fachlich, überragenden gehaltenen Stunden der Dozenten meiner ehemaligen Schule. Woche für Woche kam ich besser ins Arbeitsleben und übernahm weitere Aufgaben. Beispielsweise begleitete ich Fördereinheiten, bot basale Angebot an, ging Spazieren, unterstützte bei Nahrungsaufnahme, bastelte eigene Fördermaterialien uvm.
Ich fühlte mich zum Zeitpunkt der Arbeit sehr wohl, da das Team super zusammengestellt ist und ich mich nun an sicher fühlte in meinen Arbeitsabläufen. Sie integrierten mich und ich konnte mich jederzeit melden, wenn eine Frage auftauchte.
Meine Freizeit gestaltete ich zunächst allein. Ich fuhr mit meinem Mountainbike, dass ich mitnahm, ein paar Touren, um zum einen die Umgebung näher kennenzulernen und zum anderen um mich etwas sportlich zu betätigen. Hinzu kamen beispielsweise; Wanderungen, Unternehmungen wie zur Burg Hochosterwitz oder Besichtigungen der Städte Klagenfurt und Villach. Mein Absolutes Highlight war eine Vier Tages Tour mit Freunden nach Kranj über Ljubljana nach Piran an der Adriaküste weiter nach Gardo Pineta und dann zurück. Hierfür verzichtete ich auf mein geliebtes Bett und schlief in meinem Caddy.
Einer der wichtigsten Erfahrungen, die ich sammelte, war zum einen das Kennenlernen eines neuen Klientels, neuer Förderansetze und der fachliche Austausch innerhalb des Teams. Zum anderen war es für mich persönlich ein weiterer Schritt im Leben, da ich zum ersten Mal eigenständig im Ausland arbeitete, wohnte und mir einen neuen Freundeskreis aufbauen wollte. Ich denke dies gelang mir recht gut, trotz einer aktuell weltweiten Pandemie, die einiges etwas erschwerte. Ich fand Anschluss bei Menschen, die sich wie ich interessiert hatten an einer öffentlichen Demonstration. Im weiteren Verlauf half und organisierte ich bei Demos mit. Es begegneten mir während der Zeit oftmals sehr offenherzige und liebenswerte Menschen, mit denen ich gerne kommuniziert und Aktivitäten unternommen habe.
Generell ist zu Österreich und der Gegend, um Feldkirchen zu sagen, dass es ein Traum für jeden Berg-, Seen- und Naturliebhaber ist, denn die Karawanken sind nicht weit, der Ossiacher sowie der Wörthersee oder aber auch zu Slowenien, Italien ist es nicht weit. Ich möchte gerne jeden dazu ermutigen diesen Schritt zu wagen, der sich aktuell noch Unsicher ist, ob er ein Erasmus+ Praktikum machen möchte. Es ermöglicht einen sein Horizont zu erweitern. Einfach mal in eine neue Kultur, Landschaft und Traditionen zu blicken. Mein dreimonatiger Aufenthalt in Österreich beispielsweise verlief spannender denn je. Dafür bin ich der Nationalen Agentur, meiner Entsendungsorganisation und meinem dortigen Arbeitgeber sehr dankbar.
Johannes Meyer-Marquart