Trialog im Netz

Interaktive Online-Plattform für EX-IN Genesungsbegleitende

Unter Trialog versteht man das gleichberechtigte Zusammenwirken der drei Hauptgruppen im (sozial-)psychiatrischen Entwicklungsprozess. Es sind Menschen, die selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, ihre Angehörige sowie die professionellen Mitarbeitende aus psychosozialen Diensten. So werden Begegnungen auf Augenhöhe und eine gemeinsame Verständigung über psychische Erkrankungen möglich. In diesem Verständnis war die Mitarbeit von Genesungsbegleitenden in dem Projekt „TriN“ einerseits selbstverständlich, aber auch von großer Bedeutung.

EX-IN Genesungsbegleitende – Experten aus Erfahrung

EX-IN bedeutet Experience Involvement. In psychischen Krisen fällt es schwer, einen Ausweg zu sehen. Genesungsbegleitenden helfen dabei, wieder Hoffnung zu schöpfen. Denn sie wissen selbst, wie es ist, mit einer psychischen Erkrankung zu leben. Sie haben „ihre“ Krise bewältigt und sich in einer einjährigen Qualifizierung als Genesungsbegleitender ausbilden lassen.

Projektvorhaben

Zielsetzung des Projekts war es, eine interaktive Plattform rund um das Thema EX-IN Genesungsbegleitung zu implementieren und im Rahmen der Projektlaufzeit zu optimieren. Um sich zu informieren, auszutauschen und das Berufsprofil auch für potenzielle Arbeitgebenden bekannter zu machen, startete am 20. Februar 2020 die Online-Plattform www.trinetz.de. Sie steht deutschlandweit Unternehmen, Arbeitnehmenden, Angehörigen und Interessierten zur Verfügung.

Ziele der Plattform

● zielgerichtetes Informations- und Beratungsangebot für Unternehmen zu Fragen der Weiterbildung und Einstellung von GB entstehen
● Genesungsbegleitende: Sie sollten Weiterbildungsangebote und Stellenangebote abrufen und auf individuelle Beratung durch Fachkräfte sowie Peers zugreifen können.
● Angehörige psychisch erkrankter Menschen, die die Plattform für Informationen, Anregungen zur Selbsthilfe und zum Erfahrungsaustausch nutzen sollten.
● Mitarbeitende der unterschiedlichen Berufsgruppen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen fachgerecht helfen, Hilfestellungen für die eigene professionelle Reflexion bieten

Online-Plattform Trinetz

Mehr Informationen zu Trialog im Netz finden Sie direkt auf der Plattform: Direkt zur Online-Plattform Trialog im Netz

Projektergebnisse

Die Plattform www.trinetz.de bündelt lokal verfügbares Wissen über die Tätigkeit von EX-IN Genesungsbegleitenden und ermöglicht eine überregionale Arbeitsstellensuche. Jedoch sollte sie hierbei ein zusätzliches Beratungsangebot leisten, das angesichts des neuen und spezialisierten Tätigkeitsprofils Hemmschwellen und Kenntnislücken überbrücken kann. Im Laufe des Projektes intensivierte sich die Zusammenarbeit mit EX-IN Deutschland unter Anerkennung der EX-IN Qualitätsstandards und Benennung fester Ansprechpartner aus dem ehrenamtlichen Vorstand bzw. einer delegierten Person und dem TriN Team. Das Projekt wurde flankiert von einer begleitenden Fokusgruppe, die sich aus Stakeholdern der anvisierten Zielgruppen zusammensetzte. Die Gruppe wurde intensiv in die Überlegungen zur Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung, Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung des Projekts mit einbezogen. Zudem stellte die Fokusgruppe mit ihrer Expertise und ihren Netzwerken ein wichtiges Organ dar, das sowohl inhaltlich, als auch von der Reichweite sehr weit unterstützen kann.

● In über 50 Fachveranstaltungen stellten die Projektpartner die Beratungsplattform der Fachöffentlichkeit vor
● Im Schnitt zwischen 5000 und 6500 Aufrufe pro Monat
● Im zweiten Quartal 2021 über 6000 Mitlesende in den Foren
● Die Stellenbörse erfährt ständigen Anstieg; im zweiten Quartal 2021 über 1200 Aufrufe
● Ratsuchende in der GB-Szene suchen gezielt nach Informationen zu Verträgen, Verdienst und Austauschmöglichkeiten.
● Ratsuchende nehmen die bereitgestellten TriN- Angebote online zur fachrelevanten Informationsbereitstellung, aber auch Austausch wahr.
● Die Stellenbörse ermöglicht ein gezielteres Matching zwischen Arbeitgebenden und -suchenden und schließt die Lücke einer zentralen Anlaufstelle

Nachhaltigkeit und Mehrwert

Interessierte Bewerbenden und Angehörige finden relevante und geprüfte Informationen zum Tätigkeitsfeld, zur Ausbildung, zu den Ausbildungsstandorten und –angeboten. Damit kann TriN wesentlich die jeweiligen Entscheidungsprozesse unterstützen. In Ausbildung befindliche GB können sich austauschen unter anderem auch über mögliche Praktika, Berufseinstieg und Rahmenbedingungen. Zudem hält das TriN-Beratungsportal individuelle Beratung, anonym, zeit- und ortsunabhängig bereit. Durch die Etablierung und sukzessive Verbreitung der Angebote des TriN-Beratungsplattform kann der Mehrwert von Peerberatung beispielsweise auch unter Kostenträgern bekannter werden, die letztlich über finanzielle Förderung bei psychosozialen Organisationen entscheiden. Ebenso konnten die Projektpartner ihre Kompetenzen weiterentwickeln um die Aspekte der Onlineberatung und Peerberatung. Aus allen Partnerorganisationen wurden Mitarbeitenden in diesem Feld geschult und bringen ihre neu erworbene Kompetenzen in der TriN-Onlineberatung ein.

Ausblick: TriNetz+

Förderzeitraum: 01. August 2021 bis 31. März 2022

Zielsetzung

TriNetz+ bringt Impulse für die interaktive Plattform, die im Projekt „Trialog im Netz“ (TriN) entstanden sind. Mit den drei neuen Schwerpunkten soll die Website www.trinetz.de weiterentwickelt werden. Die kontinuierliche Auswertung der Nutzung (Usability) belegt, dass die Website viele Aufrufe erfährt. Beliebteste Seiten sind ‚Stellenangebote‘ wie auch ‚Stellengesuche‘. Der meist aufgerufene Beitrag im Bereich Wissenswertes sind die Verdienstmöglichkeiten als Genesungsbegleitenden.

Teilziele

Verstärkte Nutzung der Website von Arbeitgebenden

Es zeigt sich, dass die interaktive Beratungsplattform von Arbeitgebenden und Genesungsbegleitenden vor allem im Bereich der Stellenbörse bereits gut genutzt wird. Der Prozess bildet sich in zwei Foren ab. Im Projekt TriNetz+ sollen diese Bereiche stärker mit der Wissensdatenbank und mit Erfahrungsberichten verzahnt werden. Darüber hinaus soll proaktiv Beratung für Arbeitgeber initiiert werden, die den trialogischen Ansatz in ihrer Arbeit einführen und Genesungsbegleitenden einstellen möchten. Geplant sind virtuelle Informationsveranstaltungen, die Veröffentlichung von Erfahrungsberichten, die Anwerbung lokaler Stakeholder, Beiträge über Tagungen, Werbematerialien, Erweiterung der Fokusgruppe und vieles Weiteres.

Fortbildungsangebote für Genesungsbegleitende

Der Bedarf in psychosozialen Einrichtungen an ausgebildeten Genesungsbegleitenden wächst deutschlandweit kontinuierlich. Damit einhergehend ergibt sich der Bedarf an Fortbildungen für diese Zielgruppe. Dies belegen zahlreiche Nachfragen. Im Projekt TriNetz+ sollen einschlägige Fortbildungsangebote zusammengetragen und übersichtlich dargestellt werden. Über eine Verlinkung werden die Interessierten zu den Veranstaltungen weitergeleitet. Wie in vielen anderen Bereichen auch, hat es sich gezeigt, dass der Bedarf nach online basierter Beratung auch im Feld der Genesungsbegleitenden steigt. Aus diesem Grund ist die Fortführung und Ausweitung der Online-Beratung durch Genesungsbegleitende vorgesehen. In Zusammenarbeit mit dem Projektpartner E-Beratungsinstitut der TH Hochschule Nürnberg sollen weitere Genesungsbegleitende die Möglichkeit eröffnet bekommen, sich diese Qualifikation in einer Fortbildung anzueignen. Perspektivisch könnten sie diese Kompetenz für die Beratungsarbeit über die Plattform TriNetz einbringen oder bei ihren Arbeitgebenden Onlineberatungsangebote anregen und für das eigene Klientel einsetzten.

Digitaler Austausch und Vernetzung

Die zurückliegenden Monate unter dem Eindruck der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass digitale Vernetzungen nötig und hilfreich sind. Menschen mit psychischer Erkrankung/Behinderung sind in besonderer Weise gefährdet zu vereinsamen, wenn sie sich nicht mit anderen treffen können. Digitale Formate können menschliche Begegnungen nicht vollständig ersetzen, stellen aber zwischenzeitlich akzeptierte Formen der Vernetzung und des Austauschs dar. Um dies nachhaltig anbieten zu können, ist es erforderlich, Personen zu schulen, die mit den damit verbundenen Anforderungen an Technik und Moderationskenntnissen umgehen können. Aus diesem Grund wird ein Fortbildungsbedarf im Bereich der Planung und Gestaltung digitaler Veranstaltungsformate gesehen. Im Rahmen des Projekts TriNetz+ soll ein einschlägiges Fortbildungsangebot „Technik-Team“ konzipiert und von den Projektmitarbeitenden durchgeführt werden.

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