Dass das Schuljahr 2020/2021 nicht wie vor Corona sein würde, war an der Dr. Maria-Probst-Schule frühzeitig klar. So nutzten Schulleitung und Kollegium die Wochen und Monate vor Schuljahresbeginn intensiv dazu, ein praxisnahes und verantwortungsvolles Konzept für den Unterricht und die praktische Ausbildung der Heilerziehungspfleger*innen und -pflegehelfer*innen auszuarbeiten. Zwei Wochen vor Schulstart erlässt das bayerische Gesundheitsministerium dann unerwartet neue Regelungen – und stellt alles auf den Kopf. In kürzester Zeit müssen Änderungen durchdacht und umgesetzt werden, denn der Schulbeginn rückt näher. Und dann überschreitet Würzburg noch die Marke von 50 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner*innen. Wie haben Schüler*innen und Lehrkräfte den Start in dieses außergewöhnliche Schuljahr im „Corona-Hotspot“ Würzburg erlebt?
Wenige Tage nach dem Start hat sich die anfängliche Aufregung schon etwas gelegt. Das neue Unterrichtskonzept scheint akzeptiert zu sein. Es sieht größtmögliche Vorsicht vor: „Aus der Dr. Maria-Probst-Schule heraus strömen unsere rund 250 Schüler*innen in mehr als 40 Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in der ganzen Region“, erklärt Schulleiterin Dr. Christel Baatz-Kolbe. „Unser Ausbildungskonzept wird dieser enormen Verantwortung, so gut es irgendwie möglich ist, gerecht.“
Eine Woche Präsenz- und drei Wochen Distanzunterricht
Das bedeutet: Jede Klasse hat alle vier Wochen einen Präsenzblock an der Schule, mit Unterricht von Montag bis Donnerstag. Am letzten Schultag können sich die Schüler*innen auf eine mögliche Covid-Infektion testen lassen, so dass sie ihren Praxisstellen möglichst noch am Wochenende das Testergebnis vorlegen können und für den Praxiseinsatz zur Verfügung stehen. Dann arbeiten die Schüler*innen drei Wochen vor Ort in den jeweiligen Einrichtungen und erhalten an zwei Tagen in der Woche digitalen Unterricht.
Der digitale Distanzunterricht unterliegt im neuen Schuljahr deutlich strengeren Anforderungen durch das Kultusministerium als vor der Sommerpause, berichten die Lehrkräfte Andreas Nägler und Rita Neidhardt. „Wir müssen die Anwesenheiten prüfen und nachweisen, und der gesamte digital vermittelte Stoff ist prüfungsrelevant“, erklären die beiden. „Das ist ein anderes Niveau als noch im vergangenen Schuljahr, da muss sich alles neu einpendeln.“
Auch den Unterricht inhaltlich auf ein digitales Konzept umzustellen, ist gar nicht so einfach, wie Lehrerin Karoline Sahlmüller erklärt. Sie unterrichtet an der Fachschule Psychiatrie und muss am Schuljahresende eine schriftliche Abschlussprüfung durchführen. „Aktuell können keine Praxisbesuche in den Einrichtungen stattfinden. Die Schüler*innen müssen stattdessen ein Video einreichen und werden danach bewertet“, berichtet Sahlmüller.
Vorfreude auf den Schulstart trotz Unsicherheiten
Dass dadurch der direkte Kontakt zu den Klient*innen und den Einrichtungen wegfällt, schmerzt Kollegin Marion Rottmann. Sie hat den Start ins neue Schuljahr mit gemischten Gefühlen erlebt: „Für mich war da viel Vorfreude auf die Schüler*innen und endlich wieder Präsenzunterricht. Aber man ist auch unsicher und fragt sich, wie es weitergeht.“
Ähnlich erging es auch den Schüler*innen – insbesondere den Unterkursen für die Ausbildung zur Heilerziehungspfleger*in oder -pflegehelfer*in, die ihr erstes Ausbildungsjahr corona-bedingt holprig starten mussten. Aber: „Die Schüler*innen sind sehr verständnisvoll. Sie stellen die Maßnahmen nicht in Frage, sondern handeln verantwortungsbewusst, auch wenn sie selbst große Unsicherheit verspüren“, so Nägler.
Und was sagen die Schüler*innen selbst über den Start ins Schuljahr? Der Unterkurs der Heilerziehungspflegehelfer*innen blickt überraschend positiv auf die vergangene Tage zurück. „Wir fühlen uns sehr willkommen geheißen“, berichtet eine Schülerin. „Die Lehrkräfte erklären viel und geben uns Sicherheit.“ Eine Mitschülerin ergänzt: „Der Start ist super gelungen – die Schule wirkt von außen groß, ist aber sehr familiär.“ Nur die Mundnasenmasken, die an der Schule durchgehend getragen werden müssen, fallen auf keine große Gegenliebe: „Sie sind brutal, unerträglich, anstrengend.“ Aber was muss, das muss.